Hans Hinkel

  • Geboren 1920 in Crottendorf im Erzgebirge.
  • Besuch der Volksschule
  • Besuch des Gymnasiums in Annaberg
  • Mit 19 Jahren in den Krieg, verwundet 1945, Entlassung aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft wegen Lähmung beider Arme und Hände.
  • Trotz langsamer Genesung war der Wunsch, Musik zu studieren, unrealistisch.
  • 1947 wurde Hans Hinkel als Lehrer für Deutsch und Musik an das Gymnasium in Annaberg  berufen. Seine Leidenschaft für Musik sprang über auf seine Schüler: Er gründete ein Schülerorchester und einen Chor. Hans Hinkel machte den Chor zum Instrument seiner Seele.
  • Er  liebte seinen Chor und die Choristen ihn.
  • Eine Choristin über diese Zeit:  „Auf der Bühne gab es für uns weder Noten noch Texte. Hans Hinkel dirigierte singend und wir sangen. Hatte er mal die Strophe verwechselt, so sangen wir die Strophe verwechselt. Wir waren eine Einheit.“
  • Das Musizieren am Gymnasium wurde zu einer gesellschaftlich relevanten Größe. Begehrt war der Chor vom Erzgebirge bis hin zu Staatsakten in Berlin, jährlich gab es ca. 70 Auftritte. (s. Chortagebücher)
  • 1952 errang Hans Hinkel mit seinem Chor den 1. Platz im  DDR-weiten Wettbewerb aller 11000 Chöre.
  • 1956 fand das „Wartburgtreffen deutscher Sänger“ in Böhlen bei Leipzig statt. Dort trafen ost- und westdeutsche Chöre aufeinander. Hier begegneten sich der „Chor der Oberschule Annaberg“ unter Hans Hinkel mit dem Oeynhausener Chor unter Heinz Böcke. Die beiden Chorleiter und viele Choristen verbindet seitdem eine lebenslange Freundschaft.
  • Der Chor traf sich täglich in der Aula zu den Proben und alle Choristen erhielten eine kostenlose Stimmbildung von einer Gesangspädagogin .“ Großen Wert legte er auf die Aussprache, es wurde hart und genau geübt. Aber Hinkel strahlte eine magische Kraft aus und alle wollten dabei bleiben. Wer nicht mitsingen durfte, fühlte sich bestraft. Viele Choristen haben sich beruflich später weiter mit Musik und Gesang beschäftigt.“
  • 1968 erhielt Hans Hinkel Berufsverbot, da er sich aus Gewissensgründen nicht den Diktionen der SED unterwerfen wollte. Alle Rundfunkaufnahmen des Chores vom Mitteldeutschen Rundfunk/Leipzig wurden vernichtet.(s. Chor 1947-1967). Man zwang ihn, beim Schulrat selbst das Gesuch um Berufsunfähigkeit einzureichen. (s. H. J. Maaz: „Gefühlsstau“ ISBN 978-3-406-60098-2). In Thermalbad Wiesenbad arbeitete er forthin als Erzieher körperbehinderter Kinder und später als Kulturleiter. Seine Familie, Frau Christine , sieben Kinder mit Enkeln, seine Freunde, die Musik und sein tiefes Gottvertrauen  blieben ihm Lebenserfüllung und bewahrten ihm seine stille Heiterkeit, die alle an ihm liebten. Ohne Hoffnung war er nie.
  • 1989:  Das Wunder der politischen Wende!
  • 1992 kamen 132 Choristen aus aller Herren Länder in Annaberg zusammen, um noch einmal unter ihrem geliebten Hinkel-Hans die alten Lieder zu singen.
  • (s. E. Drechsler: „Chor-Konzert nach 40 Jahren“, ISBN 978-3-86465-027-7)
  • 1992 erfolgte die berufliche Rehabilitation.
  • 1995 verlieh der damalige Bundespräsident Roman Herzog Hans Hinkel als erstem Lehrer in Sachsen das Bundesverdienstkreuz.
  • In den Folgejahren gab es wieder regelmäßig Chorproben, eine im Frühjahr und eine Sonnabend vorm 1. Advent. Seine Begeisterungsfähigkeit hatte an Intensität nicht verloren. „Am Ende der Chortreffen hatten alle das Herz voll Musik, es gab noch einen gemeinsamen Kaffeeschwatz und alle zogen fröhlich von dannen. Hans Hinkels Herz, das unter dem Verlust seines Chores mehr als wir alle ahnten gelitten hatte, begann zu heilen.“
  • In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Hans Hinkel dem Kampf um Schulnutzung des damaligen C-Krankenhauses. Er ist der Initiator dieser Idee und Christian Drechsler kämpfte mit Freunden, um diese Idee zu verwirklichen. Ohne diese beiden Männer gäbe es heute keine Evangelische SchulGemeinschaft Erzgebirge.
Evangelische SchulGemeinschaft Erzgebirge
  • Hans Hinkel  erlebte die Verwirklichung dieses, seines letzten Wunsches nicht mehr.
  • 2002 starb Hans Hinkel, 82 jährig. (Beerdigungsrede von Pf. Hanke)